Das Judenthum in der Musik
Im
Herbst 1850 erschien ein Artikel mit dem Titel “Das Judenthum in
der Musik”, verfasst von einem gewissen Karl Freigedank, in der
eigentlich renommierten “Neue Zeitschrift für Musik”, Leipzig.
Interessanterweise
handelte es sich bei eben diesem Herrn Freigedank um keinen
Geringeren als Richward Wagner, der sich zwar nicht entblödete,
jüdische Komponistenkollegen, wie Meyerbeer, den kurz zuvor
verstorbenen Felix Mendelssohn-Bartholdy, und im Zuge dessen
irgendwie auch Gustav Mahler und Konsorten, die ohnehin mit
antisemitischen Anfeindungen zu kämpfen hatten, aufs Übelste zu
diskreditieren (ich zitiere an dieser Stelle mal [widerwillig]:) “Der
Jude ist an sich unfähig, weder durch seine äußere Erscheinung,
noch durch seine Sprache, am allerwenigsten durch seinen Gesang, sich
uns künstlerisch kundzugeben.” , wohl aber ein
offensichtliches Problem damit hatte, seinen wahren Namen
preiszugeben.. So viel zum Thema Arsch in der Hose.
Wer sich
an dieser Stelle fragt “Wie feige ist das denn bitte?” dem sei
Folgendes gesagt: Im Bezug auf Wagners restliches Leben ist so etwas
auf einer Skala von 1-10 gerade mal eine müde 3 …
Man kann
auch jahrelang auf riesengroßem Fuß leben (von geliehenen Geldern
natürlich) und sich dann ins Ausland absetzen... oder mal eben so
lange die Fahne der Revolution hochhalten, bis man keinen Nutzen mehr
daraus zieht...oder Eigentum für Diebstahl erklären, das Geld der
Gönner aber gerne annehmen... fremde Ehefrauen schwängern...die
Liste ist lang. Und besagte fremde (dann eigene) Ehefrau stand ihm in
Punkto Antisemitismus im übrigen in nichts nach... was ist das nur,
das Menschen dazu treibt, andere ohne mit der Wimper zu zucken
niederzumachen, sofern man sich dadurch eine Steigerung des eigenen Ansehens erhofft?
Schön
ist das Thema nicht. Wer die Musik Richard Wagners mag, ist immer
irgendwie ein bisschen in Erklärungsnot, so, als habe er die Haltung
des Meisters mitzutragen...als fände man George Bushs Anzüge
todschick oder sähe mit Schnauzbärtchen und Seitenscheitel einfach
umwerfend aus... was dann? Trotzdem anziehen? Inwieweit verantwortet
der “Fan” eigentlich die politische Haltung des Künstlers? Und
kann Musik an sich überhaupt politisch sein? Nach Art der barocken
Formen- und Affektenlehre irgendwelche Antipathien freisetzen?
Wären
derartige Tendenzen dann auch spürbar, wenn man nichts über die
Einstellung des Schöpfers eines Stückes wüsste? Ergeben 3
aufeinanderfolgende Sexten dann so etwas wie das Zeichen auf der
Stirn des Tieres (Biestes) aus dem Traum des Paulus? Also los, Probe
aufs Exempel... ran ans Klavier, anschlagen... irgendwie fast so, als
stelle man sich vor einen Spiegel und riefe 3x hintereinander “Bloody
Mary”, oder stecke einen Plüschgremlin in die Waschmaschine....
gruselig, finde ich.
Da werfe
ich doch lieber Gustav Mahlers Kindertotenlieder in den CD-Player und
erfreue mich an der Tatsache, dass der gute Herr Wagner einen
ausgemachten Schmarrn verkündet hat: Dieser Jude konnte sich
zumindest ganz wunderbar kundgeben. Ich liebe Mahler!
Heißer Tee und die Musikhochschule am Morgen:
2 Dinge, die ich liebe.
Wie mag wohl das Wetter gewesen sein? Ich tippe auf: kalt!
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