Carl Orff - das ist doch der Typ aus der Bierwerbung?
Mal
ehrlich: Hand hoch, wer ein Stück (und sei es ein Lied aus einem
Zyklus, einen Satz aus einem mehrsätzigen Werk, oder auch nur ein
Thema oder eine Melodie) von Orff kennt, es singen oder meinetwegen auch
pfeifen kann! Prima. Klopfen wir uns gegenseitig lobend auf die
Schulter und bereiten wir uns innerlich auf die nächste Aufgabe vor:
Wer kennt ein Stück von Carl Orff, das NICHT in direkter Verbindung
zu einer Bierwerbung erscheint? Oha...Mist...der hat noch mehr
geschrieben? Ehrlich?
Wissen
Sie was? Ich halte das ganz einfach für ein Gerücht und behaupte
das Gegenteil: Carl Orff hat nur dieses eine Stück für die
Bierwerbung geschrieben, für die auch die Semperoper gebaut wurde,
um dem prickelnden Gerstensaft eine hübsche und angemessen
wirkungsvolle Kulisse zu geben.
Mozart
hat ein Streichquartett für eine Sektmarke komponiert, Edvard Grieg schrieb
die berühmte Gargamel-Suite aus den Schlumpfcartoons und
Brahms war der Typ mit dem Rauschebart, der die Tänze für die
kleinen Schweinchen fabrizierte *klick*.
Sonst
nichts. Nicht eine Note. Keiner von ihnen. Wozu denn auch? Das Zeug wird in den Medien
rauf und runter gespielt, von den Tantiemen müsste man doch
eigentlich leben können, wie Gott in frankreich. Oder sich zumindest
ein Landhaus in der Toscana kaufen und einen auf bodenständiger
Bauer machen, wie es unter Stars der Musik- und Filmbranche ja
derzeit in Mode zu sein scheint.
Guiseppe
Verdi (der Typ mit der Pizzawerbung) hat das im übrigen vorgemacht,
ist also gewissermaßen ein Trendsetter für die neue ländliche
Einfachheit mit Whirlpool im Steingfigurengarten und einem gut
gefüllten Bankkonto als Sicherheit im Hintergrund.
Ach
ja, Verdi.... bei dem wird es schon etwas schwieriger, der hat gleich
mit zwei Firmen kooperiert, war sozusagen ein Doppelagent in
musikalischer Mission. Hat er dieses "La Donna è mobile"
denn nun für den Pizzahersteller komponiert? Oder doch eher für
die Cornflakehäppchen mit Schokoladenüberzug? Oder war das nicht
vielmehr der Typ, der die Gewerkschaft gegründet hat?
Wer
jetzt lacht, hat vermutlich eine Sache übersehen: Guiseppe Verdi hat
sich tatsächlich in vorbildlicher Weise für faire Bezahlung und
Behandlung der arbeitenden Bevölkerung eingesetzt und einen nicht
unerheblichen Teil seines Geldes in die Gründung eines Altersheimes
für ehemalige Musiker gesteckt. Das Casa Verdi gibt es übrigens heute noch. Es beherbergt mittlerweile neben eben jenen alternden Musikern auch Musikstudenten und kann auf folgender Seite besucht werden: *klick*
Zugegebenerweise
konnte er sich das als erfolgreicher Komponist auch leisten,
allerdings war sein Verdienst auch an harte Arbeit gebunden.
Tantiemen und Vermarktungsrechte für Musik haben wir eigentlich erst
seitdem Richard Strauss (der mit den 2 "s" und "Elektra",
nicht der Josef mit seinen Walzern oder sein gleichnamiger
operettenkomponierender Sohnemann) gemeinsam mit Hans Sommer und Friedrich Rösch Anfang 1903 die Genossenschaft Deutscher Tonsetzer, die spätere GEMA, gründete.
Glück
für die Rechteinhaber, Pech für die Pizzakunden, welche die Kosten
für Werbung nebst dazugehöriger Musik ganz einfach auf ihre Pizza
aufgeschlagen bekommen. Pizza Gema sozusagen. Con Sordino.
*Kalauermodus aus*
Dafür
bekommt man als Kunde aber auch eine Kostprobe wunderbarer
Meilensteine der klassischen Musik, die es sich weiterzuverfolgen
lohnt. Ab dann gilt wieder: Selber googeln macht schlau.
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