Siegfried Wagners Opern - ist an allem Hütchen schuld?
Siegfried Wagner -nein, das ist nicht
der Typ, der das Schwert aus dem Stein gezogen und den Drachen
filetiert hat. Der Typ, dessen Schwert im Stein steckte, war König
Artus von Britannien und das Schwert hieß Excalibur. Der Typ mit dem
Drachen hieß zwar tatsächlich Siegfried und das Schwert war genau
so eine Wundewaffe wie sein britischer Cousin, es nannte sich
allerdings Notung und steckte nicht in einem jungen Felsen, sondern
in einem ausgewachsenen Baum und herausgezogen hat es Siegfrieds Papa
Siegmund, der gleichzeitig sein Onkel war (ja, ich weiß, das ist so
eine Geschichte für sich).
Jedenfalls handelt es sich bei diesem Siegfried um eine reine Sagengestalt. Siegfried Wagners Papa hingegen hieß nicht Siegmund und hatte auch keine Lust, seine Schwester zu schwängern können (obwohl es durchaus Forscher gibt, die auch diese Möglichkeit durchleuchten), sondern war der Komponist Richard Wagner, und das wiederum ist nun ein Typ, dessen Opern, im Gegensatz zu denen, die Siegfried geschrieben hat, den meisten von uns wirklich bekannt sein dürften: Unter anderem schrieb er mit dem Ring des Nibelungen einen Opernzyklus, der ihn reich gemacht hätte, wäre er nach komponierten Stunden bezahlt worden.
Jedenfalls handelt es sich bei diesem Siegfried um eine reine Sagengestalt. Siegfried Wagners Papa hingegen hieß nicht Siegmund und hatte auch keine Lust, seine Schwester zu schwängern können (obwohl es durchaus Forscher gibt, die auch diese Möglichkeit durchleuchten), sondern war der Komponist Richard Wagner, und das wiederum ist nun ein Typ, dessen Opern, im Gegensatz zu denen, die Siegfried geschrieben hat, den meisten von uns wirklich bekannt sein dürften: Unter anderem schrieb er mit dem Ring des Nibelungen einen Opernzyklus, der ihn reich gemacht hätte, wäre er nach komponierten Stunden bezahlt worden.
Nun kommt der oben genannte
Drachentötersiegfried im Ring durchaus vor und es ist ganz bestimmt
kein Zufall, dass der einzige Sohn Richard Wagners ausgerechnet
diesen Namen trägt, aber da hört der Vergleich auch schon auf. Den
meisten Lesern raucht an dieser Stelle wohl ohnehin schon der Kopf.
Siegfried Wagner war in einem Haushalt
voller Tiere aufgewachsen, in seiner Jugend hatte einmal ein Vogel
den gesamten Hausstand gerettet (der ansonsten relativ launische
Papagei Gockel rief, als Einbrecher versuchten, die Villa Wahnfried
um ein paar ihrer Schätze zu erleichtern, so lange nach dem
Hausmädchen, bis der ganze Laden wach war und die Diebe in die
Flucht schlagen konnte). Ich bezweifle also, dass er es fertig
gebracht hätte, einfach so eine sprechende Echse abzumurksen.
Ob er singen konnte wie Siegfried mag
ebenfalls bezweifelt werden. Wagnersänger, besonders
Siegfrieddarsteller, haben mit einer Kombination von Anforderungen zu
kämpfen, die an meine Vorstellungen beim Friseur erinnern („Also
ganz kurz und so, dass sie mir nicht ins Gesicht fallen können, am
besten durchgestuft, aber ich will mir trotzdem noch einen langen
Zopf machen können, also müssen die Deckhaare gleich langbleiben...
und dann den Ansatz nachfärben, aber so, dass der Rest wie der
Ansatz wird, nicht umgekehrt...“ ). Sie müssen nämlich ganz jung
und hübsch sein, aber die Stimme eines alten Hasen haben, mit viel
Kraft auf der Bühne umherspringen, dabei aber nicht nachatmen
müssen, naja, eben so etwas sein, wie ein ganz super bequemer
Killer-Stiletto, in dem man festen Halt hat und den ganzen Tag
herumlaufen kann, der aber den Fuß optisch verschlankt, weshalb er
quasi kaum Riemchen haben darf...
Naja, Aussagen über Siegfried Wagners
verweichlichtes Wesen widersprechen diesen Anforderungen an einen
harten Schwertschwinger mit Donnerstimme, allerdings muss man auch
bedenken, dass diese Aussagen von Leuten wie Joseph Goebbels stammen
und sich möglicherweise auch auf die Gerüchte über Siegfried
Wagners Homosexualität beziehen. Goebbels jedenfalls mäkelte über
die schwächliche Natur des Musikers („so schlapp“). Man möchte
am liebsten rufen „Guck dich doch mal selber an, du Lusche!“,
denn einen He-Man-Lookalike-Wettberwerb hätte auch der ehemalige
Reichspropagandaleiter nicht gewonnen. Mal ehrlich: Der sah doch ein
Leben lang so aus, als würde er sich ausschließlich von
Zitronensaft ernähren und danach, um kein Fett anzusetzen, eine
Runde um den Block laufen. Um Herrn Goebbels Musikgeschmack zu entsprechen, hätte der Wagnersohn seinen Opernbetrieb vielleicht besser in "Siggi and his Orchestra" umbenennen sollen, wobei der Wagnerbetrieb erst dann zu Propagandazwecken eingesetzt wurde, als besagter Siggi längst nicht mehr lebte. Es hätte also auch nicht allzuviel gebracht.
Zurück zur Musik und zu den Opern:
Siegfried Wagner wird gerne mal mit Engelbert Humperdinck in einen
Topf geworfen (dem spätromantischen Komponisten, nicht dem
Schnulzensänger mit dem Schnauzer, der sich in Deutschland auch
nicht Humperdinck nennen darf, weil sich der Humperdinck-Familie bei
der Vorstellung das Erbe ihres Ahnen mit Songs in Verbindung zu
bringen, bei dem sich selbst die Flippers die Ohren zuhalten,
dermaßen die Fußnägel aufrollten, dass sie eine gerichtliche
Verfügung erwirkten) . Beide, Humpi wie Siggi, sind für ihre
Märchenopern bekannt und beide hatten enge Beziehungen zu Richard
Wagner. Ob nun als Assistent oder als Sohn.
Denkt man an Humperdinck, fällt einem
zunächst die Märchenoper Hänsel und Gretel ein. Dann vielleicht
Schneewittchen oder Dornröschen. Dabei ist die Auswahl ebenso groß
wie die verwendeten Kindergeschichten.
Auch Siegfried Wagners Opern sind
vorwiegend Märchenspiele. Da er, wieschon sein Vater, die Libretti
selbst verfasste, gab es bei ihm allerdings zahlreiche Abwandlungen
oder (wie beispielsweise bei An allem ist Hütchen schuld) auch
Vermischungen der Märchen und Figuren untereinander. Wie es ankam?
Ein bisschen wie ein gemischter Eisbecher: Manches wurde in der Luft
zerrissen, andererseits gab es ausverkaufte Vorstellungen und sogar
ganze Siegfried-Wagner-Festspiele. Friedelind, seine älteste Tochter
berichtet beispielsweise von einer solchen Veranstaltung.
Überhaupt Friedelind wieder... das
Enfant Terrible des Denver...Verzeihung...Wagner-Clans fand die Titel
von Siegfrieds Opern (An allem ist Hütchen schuld, Das Flüchlein,
das jeder mitbekam, Banadietrich...) so lustig, dass sie sich einer
Tages bei der Generalprobe zu den Bayreuther Festspielen hinter die
Bühne schlich (was keine große Leistung war, als Tochter des
Festspielleiters und Enkelin Richard Wagners durfte sie sich auf dem
Gelände bewegen wie sie wollte) und mitten in die Probe hineinrief
„Meines Vaters nächste Oper heißt Der Kuhwedel!“ .
Vertändlich, dass die Probe damit erst mal gelaufen war. Nachdem
sich die Darsteller von ihrem Lachanfall erholt hatten, wurde
Friedelind in den Garten begleitet und hatte für den Rest des Tages
Festspielhausverbot.
Aber wollten wir nicht eigentlich zu
den Opern zurückkehren?
Ja, wer heute versucht „Siegfried
Wagner“ und das Stichwort „Oper“ zu googlen, der wird nicht
etwa Materialien zu Opern Siegfried Wagners finden, sondern sehr viel
Blabla über die Oper Siegfried von Wagner. Irgendwie sind die Worte
ja dieselben, aber die Stellung macht da doch den Unterschied und
verrät, wessen Opern die populäreren sind. Siegfried Wagners Opern
findet man heute nicht mal als vollständige Aufnahmen, was
eigentlich ein Jammer ist, denn wenn man bedenkt, dass der gute Siggi
ein Leben führte, das er so vermutlich nicht hatte führen wollen.
Er war ja, wie erwähnt, eigentlich
homosexuell, musste aber irgendwann dann doch heiraten und eine
Familie gründen: Erstens um den Gerüchten um sein Sexleben ein Ende
zu setzen und zweitens um einen Erben für die Festspielleitung zu
zeugen. Zwar hatte er eine Handvoll Schwestern, die den Job mit den
Erben hätten übernehmen können, aber das ließ die Frau Mama nicht
zu. Cosima Wagner, von jeher nicht für ihre Harmoniesucht und
Wankelmütigkeit bekannt (was wieder ein Kapitel für sich ist, die
gute Dame hatte es ja auch nicht immer leicht), ließ weder eine
ihrer Töchter die Festspiele führen (und das, nachdem sie den Job
nach dem Tod ihres Mannes jahrelang selbst gemacht hatte und somit
wusste, dass eine Frau, zumal eine Wagner, das durchaus drauf hat),
noch akzeptierte sie eines der Kinder ihrer Töchter als Erben des
Wagner-Imperiums. Und nachdem jeder Mann weiß, dass man bei
Streitereien mit Mutti stets den Kürzeren zieht (immerhin wohnte
Siegfried mit fast 50 Jahren noch bei Mama in der Villa Wahnfried,
was will man dazu noch mehr sagen...) , suchte er sich eine Frau (die
30 (!) Jahre jünger war als er und ihm trotzdem in Wahnfried binnen
kürzester Zeit das Szepter aus der Hand nahm) und setzte vier Kinder
in die Welt. Vier Kinder, die er unterstützte und liebte, auch als
er mit seiner Frau und ihrem Hitler-Spleen („Winifred macht alles
kaputt, was ich aufgebaut habe“) nicht mehr allzuviel am Hut hatte
und sich wieder seinen Hausfreunden zuwandte, mit denen er wohl
erheblich besser klarkam.
Unter diesen Umständen werden die
Märchen von Flüchen, die einen ständig verfolgen, von Menschen,
die sich verwandeln müssen und von Kobolden, die einem immer wieder
ein Bein stellen, weit weniger kindlich. Und wenn man sich dann noch
mit der Idee auseinandersetzt, dass er sich seine Libretti selbst so
hinschusterte, wie sie ihm dann eben am ehesten entsprachen und von
seinem Papa, was die kompositorischen Fähigkeiten und auch Stile
betrifft, weit mehr mitbekommen hat, als gemeinhin verbreitet wird,
dann wachsen diese Märchenopern über die Kinderzimmerromantik
hinaus und werden zu etwas, das man sich ansehen und anhören sollte.
Wenn man sie denn jemals vollständig findet.
ja, es wird zunehmend wärmer. Die älteste unter meinen Katzen sucht sich immer die kreativsten Schattenplätze. Meist liegt sie unter dem Rhododendron auf dem nächsten Bild
Tja, und auch wir sind in der letzten Zeit wieder fleißig dabei und haben in diesem Jahr bereits dopelt so viele Auftritte hinter uns gebracht, wie im selben Zeitrahmen im Jahr zuvor.
Tja, und auch wir sind in der letzten Zeit wieder fleißig dabei und haben in diesem Jahr bereits dopelt so viele Auftritte hinter uns gebracht, wie im selben Zeitrahmen im Jahr zuvor.
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