So langsam wie möglich: John Cage in Halberstadt
Über John Cage, den Doctor Who der Musik, kann man ja viel sagen. Gutes und Schlechtes, abhängig vom eigenen Geschmack und dem Willen, auch außergewöhnliche Weltanschauungen zuzulassen. Man kann ihm krankhaften Provokationsdrang vorwerfen, Unbezähm- und Unbelehrbarkeit, man kann sogar an seinem Verstand zweifeln. Nur eines kann man ihm wohl nicht ankreiden: Das Bandwagon- Syndrom; das mainstreamgeprägte Verhalten, auf jeden Zug aufzuspringen, der gerade Fahrt aufnimmt. Cage sprang auf überhaupt keinen Zug auf. Ganz Sohn des Erfinders John Cage, dessen Erfindungsreichtum offensichtlich am Ende angekommen war, als es darum ging, einen Namen für sein Kind auszuwählen und der deshalb flugs seinen eigenen reproduzierte, konstruierte Cage seine Züge selbst und stellte dabei gleich die gesamte Idee eines Schienensystems infrage. Hätte John Cage tatsächlich – wie sein Vater – sein Geld nicht als Komponist, sondern als Ingenieur verdient, hätte er seine Züge vermutlich übers Wa...