Verdi im Kopf - von Cocktailparties, Pizzawerbung und neuronalen Verschwörungstheorien


„Sportfreunde“. Ein Wort, das vor wenigen Tagen in meiner Umgebung fiel, und das mich zum großen Grübeln anregte. „Meine Sportfreunde“. 
Sportfreunde, das klingt nach Samstagnachmittagsbier vor der Sportkneipe in meinem Heimatdorf, die einfach nur deshalb Sportkneipe hieß, weil der Sportplatz in Sichtweite war und die Aschenbahn am Biergarten vorbeiführte. In der Sportkneipe gab es Bier, Männer mit Bäuchen, die auf ausgiebigen Genuss desselben schließen ließen, und eine Truhe mit Eis aus der vorletzten Saison, das am Einwickelpapier klebte, wie Fliegen an der Kleisterfalle, und an den Rändern eine seltsame gummiartige Konsistenz angenommen hatte.
Die Sportfreunde, das waren die Bierkerle, die den Sport so lange gerne hatten, wie sie ihm vom Biergartenstuhl aus zugucken konnten. Ging es darum, sich selbst zu bewegen, wollten sie nicht mehr sein Freund sein. So gesehen habe ich keine Sportfreunde.
Oder bezog sich die Äußerung eher auf Freunde, mit denen man gemeinsam Sport treiben geht? Auch in diesem Fall habe ich keine Sportfreunde, denn ich bin so ziemlich der unkompetitivste Mensch, den man sich vorstellen kann. Wenn einer aus der Gegenmannschaft den Ball unbedingt haben will, dann soll er ihn von mir aus bekommen. Mir ist das egal, ich mache Sport, weil ich mich verausgaben möchte, nicht um irgendetwas zu gewinnen. Bei Freunden hängen Turnierschleifen an den Spindtüren, ich besitze eine Reit-Jogginghose. Konkurrenzsportarten sind mir ein Gräuel. Wenn ich mich auspowern will, gehe ich laufen. Vorzugsweise nach der Arbeit, wenn es dunkel ist, was erklärt, weshalb ich eine Studioläuferin bin, und Sportfreunde habe ich dort (was Wunder) auch keine, weil außer mir wirklich kein Mensch so bescheuert ist, in einem 5 Meter langen brett-ebenen Raum 12 Kilometer bergauf zu hetzen, und eineinhalb Stunden später am Rand eines Herzinfarktes in die Dusche zu kriechen. Soviel zur These "Sport ist gesund". Allerdings treffe ich tatsächlich ab und zu auf ein paar Freunde, die sich dann auf das Laufband neben mir schwingen, und ein Schwätzchen mit mir halten, während sie ihr Cardiotraining absolvieren. Mit wummerndem Bass und dröhnender Fitnessmusik im Hintergrund, in einer Lautstärke, die mich normalerweise dazu veranlasst, meine Ohren mit Ohropax, Wachs, Watte und Siegellack (in dieser Reihenfolge) hermetisch abzudichten, nur um mal wieder festzustellen, dass wir durchaus in der Lage sind, den Schotter über die Knochenleitung, Haarwurzeln, Zehennägel und Gott weiß was alles weiterhin „hören“ zu dürfen. Was für ein Wunderwerk doch der Mensch ist, erklärte schon Hamlet, ehe er seine beiden neugierigen Kommillitonen in die ewigen Jagdgründe beförderte. Wie recht er doch hatte.
Jedenfalls schaffen wir es tatsächlich, so etwas wie eine anständige Unterhaltung zusammenzubekommen, und das obwohl die Lautstärke der Musik ...warten Sie kurz, ich muss das schnell in Anführungszeichen setzen...also: obwohl die Lautstärke der „Musik“ die Lautstärke unserer Stimmen deutlich übersteigt. Noch so ein Wunderwerk. Diesmal mit dem schönen Namen „Cocktail-Effekt“. Der sorgt nämlich dafür, dass das Gehirn einen einigermaßen konstanten Frequenzbereich herausfiltern und isolieren kann, also erkennt, was Gespräch ist, und was Musik. Und welches von beiden ich verfolgen möchte. Der Rest wird ausgeblendet, was wiederum eine wunderbare Erklärung für all die Mütter liefert, die es fertigbringen, in aller Seelenruhe auf ihrem Handy zu chatten, während der Zwerg neben ihnen seit einer halben Stunde konstant „Mama, schau mal hier! Mama, schau mal hier!“ plärrt und den Rest der Bevölkerung dazu treibt, sich unauffällig nach stumpfen Gegenständen mit guten Flugeigenschaften umzusehen, mit welchen sich das Kind unauffällig ausschalten ließe.
Der Cocktailparty-Effekt ist übrigens ein binaurales Phänomen, funktioniert also nur so lange gut, wie man auch mit beiden Ohren gleich gut hören kann, womit gleich ein Bezug zur Raumakustik hergestellt wäre. Solange der Kopf weiß, wo der Schall herkommt, ist alles gut, käme er ebenfalls aus dem Lautsprecher, sähe die Sache anders aus.
Und dabei können wir so viele Dinge filtern: Inmitten einer Menschenmenge wissen wir auf einen Schlag „Da vorne ist Emanuela, die habe ich gerade ganz genau gehört!“. Da macht uns so schnell keiner etwas vor, im Erkennen von Geräuschen sind wir ganz groß. Bisher ist es noch keiner künstlichen Intelligenz gelungen, derart schnell und zuverlässig eine Schallquelle auszumachen, abzuchecken und einzuordnen. „Na klar“ mag man da denken, „es hat schon etwas für sich, wenn so ein Urmensch beim Brüllen eines Säbelzahntigers aus nächster Nähe nicht erst eine Viertelstunde überlegen und eine Mindmap erstellen muss, um herauszufinden, dass es Zeit wäre, die Beine in die Hand zu nehmen", trotzdem ist es schon erstaunlich, was für eine unglaubliche Bibliothek unser Hirnkasten beherbergt, und wie schnell die Information abgerufen werden kann.
Das alles funktioniert übrigens nur, weil nicht ein einzelner Bibliothekar von Regal zu Regal rennen muss, wie ein Azubi im Ikea-Lager, sondern weil unser Thalamus eine wunderbare Schnittstelle für alles ist, was sich so vernetzen lässt, da oben. Was nicht so häufig gebraucht wird, oder was keiner mehr haben will, wandert auch schon einmal in einem Archivkarton in den Keller, was erklärt, warum Pschotherapeuten oft monatelang damit beschäftigt sind, unser Unterbewusstsein zu entrümpeln, aber es ist wie beim Aufräumen zu hause: 20% der Zeit verbringt man tatsächlich mit Räumen, die anderen 80 um mit den Dingen zu spielen und herumzudallern, die man beim Aufräumen so gefunden hat. Ist also einmal etwas aus der Schublade „unwichtig“ herausgezogen worden und als interessant eingestuft, so ändert sich unser Filtersystem im Alltag und wir haben das Gefühl, dem Zeug plötzlich überall zu begegnen. Da kann man einen Song oder eine Melodie oder auch nur ein kleines musikalisches Motiv, über das man sich nie zuvor Gedanken gemacht hat, dann plötzlich überall heraushören, bestimmte Musikstücke scheinen einem überall zu begegnen. Tatsächlich ist es erst ein paar Tage her, dass ich in einem Vortrag über den Einsatz von Musik in Werbespots saß, und, ob man es glaubt oder nicht: Überall in dieser Stadt scheint plötzlich der Verdi-ismus ausgebrochen zu sein- Konzertankündigungen. Noten, die man beim Stöbern in Musikgeschäften findet. Klassik-Radio-Programme, Youtube-Videos, die erwähnten Werbespots... überall opert es mit einem Schlag, und den Top-Platz der Liste belegt das im Vortrag erwähnte „La Donna è mobile“ aus La Traviata, das in mir seitdem übrigens auch einen unwiderstehlichen Hunger auf Pizza auslöst. Vielen Dank auch an den Vortragenden. Schwer zu glauben, dass all die Musik auch vorher zu hören war, ich persönlich bin ja der Meinung, sie ist Teil einer großen Verschwörung, bei der sich irgendwelche Sesselwelteroberer Komponisten ausdenken, mittels getürkter Lexikonartikel in unsere Geschichtsschreibung schmuggeln, um uns dann auszuspionieren und mit deren angeblicher Musik vollzudröhnen. Und wenn wir dann am Wahnsinn verendet sind, nehmen sie sich unsere Wohnungsschlüssel und besetzen die frei gewordenen Wohnungen, futtern unsere Kühlschränke leer und vegessen, die Pflanzen zu gießen.
Dass dieses Gefühl, urplötzlich von Musikstücken verfolgt zu werden, Teil eines Phänomens ist, das auch als Baader-Meinhof-Phänomen bezeichnet wird, macht die Sache nicht besser. Der Bibliothekar in meinem Gehirn kooperiert offensichtlich mit der Unterwelt. Der Italienischen. Und das Akronym VERDI stand ja schon einmal für einen Kampfruf einer Bürgerkriegsgruppierung. Na dann: Zu den Waffen, von denen die einfachste, aber auch effektivste die schlichte Ablenkung ist. Nervenzellen brauchen nämlich einen Job. Wenn sie anfangen, sich zu langweilen, hängen sie irgendwann im Jogginganzug in ihrem neuronalen Netzwerk herum, kümmern sich nicht mehr um ihre Fingernägel und verblöden. Damit das nicht geschieht und sie am Ende tragisch absterben (ja, das passiert wirklich), müssen sie sich beschäftigen. Zum Beispiel, in dem sie die digitale Bibliothek anwerfen, sich Noten und Instrumentation heraussuchen, und die Musik einfach selbst produzieren. Ohrwürmer entstehen, wenn unser Gehirn sonst nichts zu tun hat. La Donna è mobile...na, hören Sie es auch schon? Glücklicherweise lassen sich diese Prozesse aber überdecken, indem wir uns mit wichtigeren Dingen beschäftigen. So werden beispielsweise Kopfschmerzen weniger wichtig, wenn wir dringend mal wohin müssen. Und Musik verschwindet, wenn wir uns mit anderen Dingen beschäftigen, die unsere Aufmerksamkeit fordern. Dem Nachvollziehen der Frökengedanken in diesem Blogpost zum Beispiel. Neztäs netlegeipseg nov Nesel med redo. Oder nicht? Und wenn die Musik nun immer noch da ist, dann tanzen Sie doch einfach dazu. Oder singen Sie lauthals mit, es soll nämlich helfen, das Stück auch zu Ende zu bringen, damit es nicht permanent als ungelöste Aufgabe auf Ihrer neuronalen To-Do-Liste stehen bleibt. Und wenn das alles nichts hilft, geben Sie dem Bibliothekar in Ihrem Kopf eine Gehaltserhöhung, denn er scheint wirklich einen Super-Job zu machen.

Ja,  ich weiß, die blühende Palme hat ziermlich penetrant gerochen. Aber sie deshalb umzugraben und mitten hinein zu pinkeln, ist doch auch keine Lösung, liebe Katzen!
Selbst keine Pfote rühren, aber mir dann beim Aufräumen ständig über die Schulter schauen, ob ich auch alles richtig mache...

Na? Wer errät, wo wir waren? Richtig! Mal wieder in der MuKo in Leipzig!

Kommentare

  1. 🎆Die Hacken GEEKS🎆

    Haben Sie sich jemals gefragt, ob es möglich ist, Dinge so zu hacken, wie es Hacker in den Filmen tun?



    Ja, es ist möglich !!! 😁😁😁

    "SOWEIT ES TECHNOLOGIE IST, KANN ES HACKEN"


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