Bachsche Geburtstagswünsche
Lieber Jojo, wie ich Dich nenne wenn wir unter uns sind, um Verwechslungen mit Flip, Friedi. Chris, Toffi
und den anderen Mitgliedern der Bach-Familie auszuschließen (mal
ehrlich, wenn es zu eurer Zeit eine Telefonauskunft gegeben hätte,
oder Karriereportale wie Linkedin, und jemand auf die Idee gekommen
wäre, unter dem Stichwort “Musik” nach dem Namen “Bach” zu
suchen, hätte er euch wahrscheinlich hinterher auf einen
Kuraufenthalt verklagt, um seine Nerven und das Durcheinander in
seinem Kopf wieder zu sortieren, und falls irgendjemand bei einem
eurer Familientreffen nach dem “Johann” gesucht hätte, wäre es
ihm sicher ähnlich ergangen. Wahrscheinlich hätte es der
Einfachheit halber neben Facebook auch noch ein Bachbook
gegeben...oder Musi-VZ, oder vielleicht auch Instabach. Hätte
zumindest den armen Seelen, die Jahre ihres Lebens damit verbracht
haben, das Bachwerkeverzeichnis zusammenzustellen, nur um hinterher
unter die Nase gerieben zu bekommen, dass die bekanntesten Menuette
ohnehin falsch einsortiert sind, ein paar graue Haare erspart).
Jedenfalls, noch einmal ganz kurz und
von Herzen: Herzlichen Glückwunsch zu … hmmm.zum Geburtstag? Oder
zur Geburtswoche? Oder der Geburtsdiadekade?
Ist schon ein bisschen blöd, wenn man
ausgerechnet in dem Zeitraum geboren ist, jenen Tagen nämlich, die
bei der Umstellung vom julianischen auf den gregorianischen Kalender
dem Rotstift zum Opfer gefallen sind und ganz einfach gestrichen
wurden.
Schaltjahreskinder haben es da ja schon
schwer genug, die haben nur alle 4 Jahre an ihrem tatsächlichen
Geburtstag, dem 29. Februar, etwas zu feiern und müssen sich
ansonsten mit einem Ersatzgeburtstag zufrieden geben. Aber Du und
Dein Fast-Freund Georg Friedrich (“Freddie”) Händel, ihr habt ja
irgendwie niemals wirklich Geburtstag.
Schade eigentlich, dass man überhaupt
keinen Geburtstag erleben kann und dabei trotzdem älter wird.
Wenigstens das hätte euch erspart geblieben sein können. Dann hätte
es im Alter auch keine Wehwehchen mit den Augen gegeben, die wären
ja genau so jung geblieben wie am ersten Tag.
Auch das teilt ihr euch ja: Nicht nur
das Geburtsjahr mit den ausradierten Tagen, sondern auch den lieben
Herrn Taylor, der euch beide an den Augen operieren sollte, und
dessen Augenoperationen später als die Akte in die Musikgeschichte
eingingen, die die beiden größten Komponisten ihrer Zeit das
Augenlicht gekostet haben. Wobei eine rechtzeitige Umstellung auf
Tageslichtlampen im Arbeitszimmer, sowie eine etwas ausgewogenere und
weniger diabetesfördernde Ernährungsweise euch beiden die Probleme
mit den Augen wahrscheinlich auch erspart haben könnte.
Tja, eigentlich hätte es so schön
sein können mit euch beiden. Zwei so begabte und außergewöhliche
Musikerpersönlichkeiten, die im selben Jahr das Licht der Welt
erblickt haben, beide im heutigen Dunkeldeutschland (ok, das war
gemein, ich entschuldige mich bei sämtlichen Hallensern und
Eisenachern), also gar nicht so weit entfernt voneinander, beide ein
bisschen schnell, wenn es darum ging, seiner Meinung Ausdruck zu
verleihen (immerhin haben sich alle beide auf offener Straße
“duelliert”, wobei das bachsche Duell von einem Fagottisten
ausging, der die von seinem Kapellmeister verliehene Bezeichnung
“Zippelfagottist” weniger witzig fand, als seine
Orchesterkollegen (das ganze blieb allerdings von Seiten Bachs bei
einer Drohung im Sinne von “Hör mal, Jungchen, ich hab nen spitzen
Stock dabei, also reg dich wieder ab, wenn Du keine Verletzungen
haben willst”), das händelsche aus einer eher spaßig gemeinten
Keilerei mit einem Musikerkollegen und eigentlich lebenslang guten
Freund hervorging und abgebrochen wurde, ehe es tatsächlich
gefährlich werden konnte. Also auch hier eine Gemeinsamkeit.
Wirklich schade, dass sich die beiden
nie kennenlernen durften. Drei Mal weilte Händel in Halle bei
Muttern, als Bach nah genug war, um ihm einen Besuch abstatten zu
können. Und alle 3 Male wurde nichts daraus. Beim ersten Mal war
Händel bereits abgereist, als Bach eintraf, beim zweiten Mal war
Bach krank und schickte statt dessen den Friedi (seinen ältesten
Sohn Wilhelm Friedemann Bach, der Händel wohl tatsächlich antraf
und kennenlernen durfte), und der Grund für das Ausbleiben eines
Treffens beim dritten Mal ist nun wirklich absolut hieb- und
stichfest: Bach war tot. Und soweit, sich ausbuddeln und in einem
geeigneten Gefäß beim Kollegen vorbeifahren zu lassen, ging die
Verehrung dann doch nicht.
Jedenfalls: Ob es nun der 21. oder der
31. März gewesen sein mag, den Du als Deinen wahren Geburtstag
angesehen hast, lieber Jojo... ich wünsche Dir von Herzen alles Gute
zum 330. !
Lass Dich ordentlich feiern, Du einer
meiner Lieblingskomponisten! Zumindest in diesen 10 Tagen solltest Du
Dich überall zum Kaffee einladen lassen. Den magst Du ja
schließlich, wennauch die Spesenquittungen Deiner Dienstreisen
nahelegen, dass Du auch anderen Getränken nicht abgeneigt warst...
aber hey, wie sagt man so schön? Ob es sich nun Koffein oder Alkohol
handeln mag: Hauptsache es ballert! Das hast Du Dir verdient! Hoch
die Tassen!
Und
da waren wir noch fleißig mit Proben beschäftigt, für Bach in the
Subways in Leipzig. Ein Termin, den wir dann leider nicht wahrnehmen
konnten, da mich meine Lunge im Stich ließ. Aber es gibt ja auch noch
einen 331. Geburtstag. Und da wird dann endlich aufgespielt!
Versprochen!
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