Der nächste Stinkstiefel: Jean Baptiste Lully, die 1.


 
 

Teil 1 der Plapperei über Jean Baptiste Lully.

Was ist das mit dem Genie in der Musik? Stimmt es wirklich, was die Prinzen gesungen haben? Dass man ein Schwein sein muss in dieser Welt? Geht man sonst unwiderruflich unter? Jean Baptiste Lully muss so gedacht haben, denn er hat die Schweinemethode angewandt, um ganz nach oben zu kommen, was auch funktionierte. Nur, um sich oben zu halten, muss man sich eine andere Methode ausdenken... am besten man nimmt sich irgendein Tier zum Vorbild, das sich auch wirklich lange oben halten kann. Einen Mauersegler zum Beispiel. Oder einen Adler. Ein Albatros wäre dann schon wieder eher ungeeignet, aber das hat man dem guten Lully damals wohl nicht verraten. Aus gutem Grund, möchte ich mal vermuten.

Es gibt also schon wieder eine Komponistenvorstellung, und wie schon beim guten Wilhelm Friedemann Bach wird auch Lully mehr als ein Posting in Anspruch nehmen. Für ein paar Zeilen hat der gute Mann einfach zu viel erlebt und zu vielen Leuten die Suppe versalzen. Vendetta hätte sein Motto sein können, wobei er wahrscheinlich eher der Typ war, der keine Rache brauchte, weil er seine Gegner ins Aus beförderte, noch weit ehe sie ihm etwas antun konnten. Andererseits muss man ihm zugute halten, dass es oft genug Mann gegen Mann stand. Am Hof von Versailles handelte man nicht selten nach dem Motto “Es kann nur einen geben!”.
Und das war Giovanni Battista Lulli, aka Jean Baptiste Lully. Die Startbedingungen waren alles andere als rosig, das Ergebnis dafür nicht selten pink, wenn's sein musste mit passendem Handtäschchen und Pailettenkleid. Vive le roi et vive la musique!



Man stelle sich die ganze Szene so vor: Ein Sproß einer Bauernfamilie aus der Toskana, clever, musikalisch begabt und mit einem Franziskanermönch, der ihm das Gitarrespiel beibringt trifft eines Tages auf einen französischen Edelmann, der auf der Suche nach einem hübschen kleinen italineischen Jungen ist, der Konversation machen, ein bisschen spielen und nebenher auch noch die Wäsche zusammenfalten und den Kamin sauberhalten kann. Denn genau das hatte sich seine Nichte, eine noch sehr kindliche Hofdame am Hof von Versailles gewünscht. War ja in, damals, Italien war en vogue und so ein Höfling so etwas wie die Playstation der damaligen Zeit: Man konnte sich damit die Zeit vertreiben, ein paar Lernspiele spielen und ihn nebenher noch ein bisschen schick machen und spazierenführen. Insofern konnte so ein Wunschzettel einer reichen Teenagergöre schon mal “einen eigenen Italiener” enthalten. Allein durch die eingesparten Verschiffungskosten war das vermutlich auch noch billiger, als sich ein Mohrenkind zum Spielen zu kaufen.

Der kleine Giovanni Battista wurde also seinen Eltern abgeschwatzt, nach Paris verfrachtet und dort neben seiner Tätigkeit als Kammerjunge auch noch weiter ausgebildet, was sein Glück war, denn er zeigte großes Talent für die Musik und den Tanz.

So lief er, inzwischen selbst ein Teenager, eines Tages einem noch viel kleineren Jungen über den Weg, den man aufgrund seiner Kleidung selbst für ein Kind der Dienerschaft halten konnte. Louis hieß der Knabe, freundete sich mit Giovanni an und ließ sich von ihm in seiner eigenen Ballettausbildung unterstützen. Tanzen musste er nämlich können, die Beschäftigung mit den schönen Künsten gehörte schließlich zur Aufgabe eines Königs.
Königs? Ja, ganz recht. Über Kardinäle am Hof hört man ja auch sonst wenig Gutes (das weiß jeder Elfjährige, der “Die Drei Musketiere“ gelesen hat), aber in einem war Kardinal Mazarin, der die Regierungsgeschäfte gemeinsam mit Anna von Österreich, der Mutter des Sonnenkönigs Louis XIV, führte, wahrscheinlich ganz einfach vernünftig: Staatsbekleidung aus Samt, Seide, Perlen und Goldfäden kostete ein Vermögen und musste ja nicht unbedingt im Sandkasten verschrammelt werden. Dafür tat es auch die allereinfachste Klamotte, schließlich wuchs der kleine Louis ja irgendwann sowieso heraus.
Die beiden Jungs sollten lange Freunde bleiben, traten zusammen in Ballettaufführungen auf, Giovanni durfte am Hof bleiben, als die Dame, die ihn einst nach Frankreich geholt hatte, Versailles verlassen musste (ja, mit einem König sollte man sich besser nicht anlegen, da muss man schneller packen, als einem lieb ist. Und die Fronde, eine Art Putschbewegung, in der Versucht wurde, die Regierung zu beeinflussen und zu untergraben, ist etwas, das man dem König gegenüber hinterher schlecht entschuldigen kann.), und wurde im Jahr 1653 vom inzwischen 14-jährigen Sonnenkönig zum Compositeur de la musique instrumentale ernannt. So weit, so idyllisch. Wären da nicht die anderen Hofmusiker, Komponisten und Orchesterleiter gewesen, die so gar keine Lust hatten, sich von einem italienischen Bauernjungen mit homosexuellen Neigungen (hach ja, was konnte man sich da schon wieder schönes zusammenlästern, über diese Ballerina von einem König und seinen Busenfreund, den Toscaner im Tutu) ans Bein pinkeln zu lassen.




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