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Es werden Posts vom März, 2016 angezeigt.

Make me clever, Mr. Mozart!

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  Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich in der kinderreichsten Stadt Deutschlands lebe, daran, dass ich selbst Lehrerin bin und mein Bruder Kindergärtner ist, oder einfach nur daran, dass ich den ständigen Vergleich zu den Bachs oder den Marais' vor der Nase habe, die vermutlich aus Zeitmangel keine einzige Note mehr zu Papier gebracht hätten, wenn sie denselben Rummel veranstaltet hätten, aber ich habe zunehmend das Gefühl, dass der Wirbel, der heutzutage um Kinder gemacht wird, nicht wirklich gesund sein kann. Ich will damit nicht sagen, dass ein Kind schon von selbst zu heulen aufhört, wenn man es nur lange genug ignoriert und ihm dann irgendwann der Hals wehtut, aber der Druck, den jede noch so unausgegorene Studie über mehr oder weniger soziale Netzwerke auf Eltern, Schulen, Kindergärten und so weiter ausübt und die sofortige Umstellung ihrer Erziehungsmethoden auf die Ergebnisse irgendwelcher Forschungen fordert, das Aufkommen der Helikopter-Eltern, die es schaffen

Irgendwie, irgendwo, irgendwann... Improvisation in der Musik

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“Mach irgendwie”,das ist so eine Anweisung, bei der sich mir Systemtante und Kontrollfreak die Zehennägel aufrollen. Einzeln. Ich habe in England jahrelang getanzt (Mo-Jiving, ein hierzulande nahezu unbekanntes Phänomen, das aus einer Reihe frei kombinierbrarer Schrittfolgen besteht, über die man sich als Dame einmal im Leben keinen Kopf zu machen braucht. Wer die Schritte erst einmal auf dem Kasten hat, lässt sich vom führenden Herrn ganz einfach den Arm ausreißen, bzw. auskugeln und weiß ganz genau, wohin und wie sie ihm zu folgen hat. Endlich haben wir mal einen Helden, der uns sagt, wo es langgeht. Zumindest so lange niemand auf die Idee kommt, die Musik auszuschalten). Falls übrigens jemand Erfahrung im Mo-Jiven haben sollte, kann er sich gerne bei mir melden, meinem Cellolehrer zufolge sollteich mich nämlich mal wieder ein bisschen herumschubsen lassen (und nein, das ist weder Gewalt gegen Frauen, noch eine unanständige Anspielung, er meint einfach nur, dass ich ein bisschen

Ein Klavier, ein Klavier!

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  “ Was ist das?“ fragte mein Musiklehrer in der 6. Klasse ( ja genau der Kerl mit den Schrumpfkopfnotenund den durchstochenen Augäpfeln bei der Bachbiographie ) und hämmerte in die Tasten, dass die Noten nur so stoben. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was er damals gespielt hat, vermutlich hatte die gesamte Klasse keinen Schimmer von der ganzen Sache, aber eines hatten wir: Das, was die meisten pubertierenden Zwerge haben:Chuzpe. „Ein Klavier“ rief M. Und hatte damals erst mal die Lacher auf seiner Seite, was der Herr K. Natürlich nicht zulassen konnte. „Nein!“ konterte er bestimmt. „Das ist ein Flügel!“ Und nun? Wer hatte nun recht? Irgendwie ja alle beide, obwohl sie einander in dieser Sache widersprachen. Herr K. hatte insofern recht, als wir den Ausdruck „Klavier“ landläufig für ein Pianino verwenden, er selbst aber auf einem Konzertflügel spielte. Andererseits handelt es sich bei dem Begriff „Klavier“ („Clavier“) genaugenommen um einen Oberbegriff für sämtliche

Der Soundtrack meines Lebens

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Vor einigen Jahren unterhielt ich mich mit meinem Vater über den Einfluss, den Bücher, Theaterstücke, Opernstoffe, die Leben anderer Leute eben auf unser eigenes Leben haben. Wir kamen überein, dass “Was vom Tage übrig blieb” ein wunderbares Buch ist, um das Haus zu putzen und nebenbei sein Leben zu sortieren, während “Siddharta” eine unübertroffene Einstimmung zum Aussortieren ist. Man kann plötzlich so viel einfacher leben und betrachtet eine Menge Dinge um sich herum als nutzlosen Ballast. Mein Vater meinte damals sogar, er verlöre mindestens zwei Kilo Körperfett in den folgenden zwei Wochen. Gibt es also für alle Lebenslagen die passende Geschichte mit den richtigen Helden, die uns inspirieren können? Brauchen wir nur danach zu suchen, um Unterstützung bei unseren Problemen zu bekommen? Können wir irgendwann unsere Freunde mit unserem Gejammer verschonen, und, wenn sie uns fragen, wie es denn gerade so aussieht mit dem Herrn Sagichnicht, ganz locker antworten “Danke für

Musik und Handlung: Filmmusik und wozu wir sie brauchen

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Wer erinnert sich noch an das gemeinsame Musizieren in der Kindheit? An Hausmusik in der Familie oder mit Freunden. An Vorschuladventszeiten, die angefüllt waren mit Barockschnullergetröte (weshalb lehrte man Blockflöte zu meiner Zeit eigentlich grundsätzlich in Riesengruppen unter dem Motto „Lauter ist besser“? Und je mehr ihr seid, desto weniger hört man, wenn sich der einzelne verspielt, oder mangels Können ganze Passagen lediglich imitiert? Mit aufgeblasenen Backen und konzentriertem Schummlerblick? War das das Mekka derjenigen, die nicht wirklich spielen konnten und das Grab der Musik, oder etwa bereits der Beginn des Punk, dem ja irgendwie dieselbe Philosophie zugrunde liegt? Jeder kann örgentwass örgentwi. Unt zur Not, machma Kunst traus!), mit brummenden Geschwistern im Stimmbruch und den ewig gleichen Weihnachtsliedern? Stille Nacht bis der Baum Feuer fing? Jedes Mal, wenn ich meine Großeltern besuchte, gab es Hausmusik nebenan. Dann trottete ich, damals noch mit meiner