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Es werden Posts vom Juni, 2017 angezeigt.

Besingen auf eigene Gefahr - Bühnenunfälle bei Wagner-Opern

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„Bühnenunfälle!“ erklärte der Herr Verratichnicht auf die Frage, worüber man denn im Bezug auf Richard Wagner noch so alles bloggen könnte und seine Augen begannen zu leuchten. „Menschen, die von geworfenen Speeren durchbohrt oder von zuschnappenden Drachenmäulern verletzt werden. Walküren, die vom Pferd fallen oder Brünnhilde, die sich in Siegfrieds Scheiterhaufen stürzt, samt Pferd! Was man sich dabei alles brechen kann!“ Nanu? Was hatte ich denn da für ein Thema angeschnitten? War das wirklich derselbe Mann, mit dem ich die Gräber von den Nazis verfolgter Juden besucht hatte und der so oft mit nachdenklichem Gesichtsausdruck dasaß und in die Ferne starrte? Gingen ihm dabei vielleicht Gedanken durch den Kopf, die ich mir so niemals ausgemalt hätte und vor denen ich mich fürchten sollte? Aber ich musste zugeben, die Sache mit den Unfällen klang durchaus interessant. Wenn man sich so manche Bühnenkonstruktion genauer betrachtet, ist es ein Wunder, dass nicht viel

Dann doch lieber Kevin? Namensgebung nach Wagneropern

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Siegfried und Richard hießen zwei Brüder mit denen ich meine Grundschulzeit verbrachte. Heutzutage wären „Siegfried und Roy“ vielleicht die naheliegendere Assosaziation, was die Namensgebung betrifft. In meiner Kindheit waren die beiden Großmiezenflüsterer allerdings vermutlich weniger bekannt, jedenfalls wusten wir ganz genau, welche Musik die Eltern gerne hörten. Nomen est Musikgeschmack sozusagen. Hätte die Familie Müller, Meier oder Leutheusser-Schnarrenberger geheißen, wäre die Sache trotz allem vielleicht weniger eindeutig gewesen, immerhin hätte da ja noch die traditionelle Namensgebung eine Rolle spielen und ein paar Oppas oder Onkel Namenspatronen der Kinder sein können, allerdings hießen die guten Leute mit Nachnamen Ötzgentürk, was die Oppageschichte aus dem Rennen beförderte und den Bezug zum komponierenden Idol etwa so klarmachte wie die Tatsache, dass die beiden das Klavierspielen vor dem Laufen lernten und als einzige Schüler meiner Klasse Schreibfehler

Siegfried Wagners Opern - ist an allem Hütchen schuld?

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Siegfried Wagner -nein, das ist nicht der Typ, der das Schwert aus dem Stein gezogen und den Drachen filetiert hat. Der Typ, dessen Schwert im Stein steckte, war König Artus von Britannien und das Schwert hieß Excalibur. Der Typ mit dem Drachen hieß zwar tatsächlich Siegfried und das Schwert war genau so eine Wundewaffe wie sein britischer Cousin, es nannte sich allerdings Notung und steckte nicht in einem jungen Felsen, sondern in einem ausgewachsenen Baum und herausgezogen hat es Siegfrieds Papa Siegmund, der gleichzeitig sein Onkel war (ja, ich weiß, das ist so eine Geschichte für sich). Jedenfalls handelt es sich bei diesem Siegfried um eine reine Sagengestalt. Siegfried Wagners Papa hingegen hieß nicht Siegmund und hatte auch keine Lust, seine Schwester zu schwängern können (obwohl es durchaus Forscher gibt, die auch diese Möglichkeit durchleuchten), sondern war der Komponist Richard Wagner, und das wiederum ist nun ein Typ, dessen Opern, im Gegensatz zu denen, die Siegfried

Das Festspielhaus - ein Traum aus Nibelheim

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Nur 5 Wochen im Jahr wird es bespielt: Das Bayreuther Festspielhaus, Geisteskind eines der bedeutendsten Komponisten Europas und einer der außergewöhnlichsten Theaterbetriebe überhaupt. Privattheater mag es viele geben, Kasperletheater auf Kinderfesten zählen dazu oder auch das Projekttheater in Dresden, mit über 3000 m² bebauter Grundfläche und Baukosten in Höhe von 428.384,09 Mark (was in etwa 3,29 Millionen Euro entpricht), die teilweise aus der Privatschatulle des Bayernkönigs Ludwig II, bezahlt wurden, nimmt das Festspielhaus jedoch eine absolute Sonderstellung ein. Auch die Tatsache, dass Wagner von Anfang an plante, nur seine eigenen Werke auf die Bayreuther Bühnen zu bringen, ja im Grunde seine Vorstellung eines Gesamtkunstwerkes in die Architektur der Hauptbühne, sowie der Unter- und Hinterbühnen und der gesamten Bühnenmaschinerie hineinarbeitete, so dass man neben Musik, Text und Darstellung auch die Architektur des Aufführungsraumes mit zu den Parametern des Gesamtkuns

Auf diese Steine können Sie bauen! Wie man allen Widrigkeiten zum Trotz doch noch zu einem eigenen Theater kommt

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Auf diese Steine können Sie bauen! Wie man allen Widrigkeiten zum Trotz doch noch zu einem eigenen Theater kommt Über den Architekten Gottfried Semper wird zuweilen behauptet, er habe sich erst an der bürgerlich-demokratischen Revolution in Sachsen beteiligt, als ihn die äußeren Umstände in Form seiner demokratisch gesinnten Freunde dazu zwangen und sei somit quasi schuldlos „entsachst“, also aus dem Freistaat verbannt und zum Staatsfeind erklärt worden. Dass die Tatsachen etwas anders liegen beweist unter anderem eine Schrift Richard Wagners, in der er erklärt, Semper sei bereits vor Ausbruch der Kämpfe Mitglied einer Gruppierung gewesen, deren „entschiedenen demokratischen Geist“ er teilte. Geteilt haben die beiden außer einem demokratischen Kampfgeist auch die Tatsache, dass sie in ihrer Heimat nicht länger erwünscht waren und sich eine neue Wirkungsstätte suchen mussten. Dass sie knapp zwanzig Jahre später in Bayern beinahe zusammenarbeiten würden, dass diese Id