Dann doch lieber Kevin? Namensgebung nach Wagneropern
Hätte die Familie Müller, Meier oder
Leutheusser-Schnarrenberger geheißen, wäre die Sache trotz allem
vielleicht weniger eindeutig gewesen, immerhin hätte da ja noch die
traditionelle Namensgebung eine Rolle spielen und ein paar Oppas oder
Onkel Namenspatronen der Kinder sein können, allerdings hießen die
guten Leute mit Nachnamen Ötzgentürk, was die Oppageschichte aus
dem Rennen beförderte und den Bezug zum komponierenden Idol etwa so
klarmachte wie die Tatsache, dass die beiden das Klavierspielen vor
dem Laufen lernten und als einzige Schüler meiner Klasse
Schreibfehler produzierten wie etwa „Mein Oper wohnt in Ankara“
oder „Sie kündigen ihren Job, weil sie keinen Lohen grin“.
Ein ähnliches Phänomen erlebte ich
(inzwischen selbst Lehrerin) in Form eines 14-jährigen
vietnamesischen Jungen namens „Ronaldo-Pélé Chung“, der seine
Eltern zur Verzweiflung brachte, indem er, wenn er nicht gerade in
einem seiner zwei Chöre sang, vor dem Fernseher saß und Folge um
Folge seiner Lieblingsserie „Gossip-Girl“ konsumierte.
Neben dem
bereits bekannten abgenudelten Noemn est Omen-Spruch gibt es eben
auch noch die von Billy Shakespearevertretene These, Namen seien
insofern eine doch eher sinnfreie Erfindung, da Rosen eben nach Rosen
duften, egal, wie man die Dinger tatsächlich benennen mag. Goethes
Faust zufolge sind Namen sogar nichts als Schall und Rauch, wobei der
gute Herr Magister in diesem Fall weniger einen auf Lohengrin macht,
als sich wie ein Aal auf dem Trockenen um die Frage herumwindet, wie
er es denn so hält mit der Bibeltreue. Und auf etwas, das man nicht
genau benennen kann, kann man auch von frisch geschwängerten Frauen
nicht so einfach festgenagelt werden.
Aber wo wir gerade beim Thema sind: Der
geschätzte Herr Verratichnicht, ebenfalls eingefleischter
Wagnerianer, überaschte mich eines Tages mit der Aussage, dass er
Elsa für einen schönen Namen hielte.
Nachdem hektisch angestellte
Nachforschungen ergeben hatten, dass selbst Kondome aus
transsilvanischer Drachenhaut nicht mit 100%iger Sicherheit vor
kleinen Mädchen schützen können, begann ich, mich ein wenig
genauer mit den wagnerianischen Frauennamen zu befassen und kam
angesichts der Alternativen zu dem Schluss, dass der gute Mann (Richard Wagner meine ich natürlic, nicht den Herrn Verratichnicht) ein
weitaus gestörteres Verhältnis zu Frauen gehabt haben muss, als mir
bis dahin bewusst war, und dass Elsa bei Lichte betrachtet doch gar
kein so schlechter Name sei. Eigentlich ist er sogar ganz schön.
Schwertleite, Woglinde, Flosshilde und Wellgunde würden mir da
vermutlich zustimmen.
Fricka halte ich da für weitaus
bedenklicher. Nicht, weil den Name an sich nicht schön wäre, aber
angesichts dessen, was pubertierende Jungs einer Klassenkameradin
dieses Namens alles hinterherrufen können, würde ich mir die
Namensgebung diesbezüglich doch gut überlegen. Freya passt dann
irgendwie zum Thema Fricken gegen Kohle, taugt also auch nur bedingt
als Vorname.
Der Name der Dame, die sich im
Fliegenden Holländer freiwillig von den Klippen wirft (auch kein so
tolles Vorbild für ein kleines Mädchen), Senta nämlich, ist
übrigens eine freie Erfindung Wagners und wäre an sich gar nicht so
hässlich, gäbe es nicht hunderte von Schäferhunden dieses Namens.
„Senta Berger zum Beispiel“ meinte Herr Verratichnicht trocken,
als ich ihm meine Schäferhundtheorie auftischte und damit war das
Thema insofern vom Tisch, als ja auch keine Senta unterwegs ist, aber
wer sich für alle Eventualitäten wappnen will, muss sich eben
frühzeitig an Elsa gewöhnen.
Was die Männernamen angeht, so
scheinen sich wenigstens ein paar davon für Menschen zu eignen. Der
bereits angesprochene Siegfried wäre so ein Name. Oder auch Tristan.
Tristan finde ich sogar irgendwie richtig gut. Zumindest wenn man den
Namen mit Parsifal, Amfortas oder Gurnemanz vergleicht. Da haben es
Bewunderer anderer Komponisten deutlich leichter. Eine Carmen oder
einen Peer entlarvt man nicht so schnell als Opernopfer, wobei der
Sohn eines Bekannten tatsächlich Tamino heißt und den
uiiiii-wie-cool-Faktor für sich zu nutzen weiß. Immerhin handelt es
sich bei Tamino um eine der sympathischeren Opernfiguren. Bei einem
Monostratos wäre man da vermutlich vorsichtiger im Umgang.
Auch -um wieder auf Wagner
zurückzukommen- so ein Hagen wäre mir ein wenig suspekt, zumindest
würde ich ihm nicht gleich am ersten Tag meine verletzlichste Stelle
anvertrauen. Irgendwie wird man die negativen Assosazionen nicht so
schnell wieder los, wobei ein Bekannter von mir sogar Stein und Bein
schwört, einen Hagen Kreutz zu kennen, in dessen Haut ich nun
wirklich nicht stecken möchte. Manchmal weiß man nicht, ob man
lieber die Eltern oder das zuständige Standesamt verklagen sollte.
Wagnerkinder und -enkel selbst wurden
des Öfteren schon mit Namen aus den Opern belegt. Siegfried Wagner
mag da das bekannteste Beispiel sein, aber auch Wieland ist so ein
Fall, wobei Wolf Siegfried da sicherlich schwerer zu schlucken hatte,
war doch der liebe Onkel Wolf, den seine Großmutter so verehrte,
niemand anderes als Adolf Hitler und wie wir inzwischen gesehen
haben, hängen die Omen der Nomen eben lange nach. Und zwar
unabhängig davon, wie viele Wolfgangs es vor ihm gegeben haben mag.
Auch Siegfried Wagners Tochter
Friedelind trägt einen Namen, der sich in einer seiner Opern (Der
Schmied von Marienburg) wiederfindet, was nicht heißen muss, dass
auch dessen übrige Opernfiguren sich als Namensgeber eignen. Urme
möchte ich jedesfalls genausowenig heißen wie Katerlies'chen oder
Hütchen. Wobei sich das Hütchen für den Freya der F(r)icka geht
wieder als nützlich erweisen würde, sofern er nicht selbst vorhat,
einer Tages mit einem Gurnemanz dazusitzen und im Tristan Tonfall zu
seufzen „Isolde wirklich besser aufpassen, was ich tue!“
Weiß jemand, was das ist? Diese Dinger sehe ich in vielen Wäldern und sie sind dermaßen gleich aufgebaut, dass man fast eine Verschwörung dahinter vermuten könnte...Verstecke für Walddaleks oder Ewokhütten oder so etwas...
In diesen Weinbergen haben wir neulich bei einem Fest gespielt... wunderschön.
Ja, wir laufen beim Spielen an unseren Noten entlang :)
Mit Flötistin
In diesen Weinbergen haben wir neulich bei einem Fest gespielt... wunderschön.
Ja, wir laufen beim Spielen an unseren Noten entlang :)
Mit Flötistin
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